Waldrandaufwertung Weggis


Piccole strutture, Bosco | realizzato nel Marzo 2021 | Altipiano

Naturnahe Waldränder sind wichtige Elemente des Ökosystems Wald und bilden vielen Offenlandbewohnern Lebensraum, Schutz und Nahrung. Durch ein engmaschiges Netz aus sich ändernden Licht-, Wärme-, Feuchte-, und Bodenverhältnissen entsteht eine reichhaltige Biodiversität. Der Waldmantel bietet dabei günstige Wachstumsbedingungen für Weichholzarten wie Weidenarten (Salix), Esche (Fraxinus) und Pappel (Populus) sowie für eher seltenere, lichtbedürftige und langsam wachsende Laubbaumarten wie Winter- (Tilia cordata) und Sommerlinde (Tilia platyphyllos) , Feldahorn (Acer campestre), Trauben- (Prunus padus) und Süsskirsche (Prunus avium) oder Wildapfel (Malus sylvestris). Im Strauchgürtel finden sich niedrig wachsende Arten wie Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), Schwarz- (Prunus spinosa), Kreuz- (Rhamnus cathartica) und/ Weissdorn (Crataegus), Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) oder verschiedene Wildrosenarten (Rosa). In der Krautschicht wachsen viele verschiedene, auf die halbschattigen Lichtverhältnisse angepasste Gräser, Binsen (Juncus), Segen und Wildblumen. Auch weitere Strukturen wie stehendes und liegendes Totholz gehören in einen gesunden Waldrand. Viele Tierarten profitieren von der grossen Struktur- und Artenvielfallt. Insekten wie Schmetterlinge finden ein grosses Nektar- und Pollenangebot oder geeignete Raupenfutterpflanzen, Käfer und Pilze leben in und auf dem Totholz, Fledermäuse nutzen die Strukturen als perfektes Jagdrevier, Vögel finden viele Nistmöglichkeiten, Zauneidechsen (Lacerta agilis) können sich geschützt vor Raubvögeln sonnen und Kleinsäuger wie Mauswiesel (Mustela nivalis) oder Haselmaus (Muscardinus avellanarius) profitieren von reichhaltiger Nahrung und Versteckmöglichkeiten.

Ein naturnaher Waldrand weist somit genügend Platz für diese Vielfallt auf und ist stufig und mit vielen Buchten aufgebaut. Im Laufe der letzten ca. hundert Jahre wurden die Waldränder in der Schweiz durch Meliorationen aber grösstenteils begradigt - und dieser fliessende Übergang von Kulturland zu Wald zerstört. Heute ist ein typischer Waldrand in geraden Linien angeordnet, hochwachsende Baumarten wie Buche (Fagus) oder Fichte (Picea) wachsen direkt an der Grenze zum Landwirtschaftsland. Für die Strauch- und Krautschicht bleibt kein Platz.

Die Gemeinde Weggis, an der Südwestflanke der Rigi und am Vierwaldstättersee gelegen, will dies zugunsten der Biodiversität wieder ändern. Anhand einer Mehrjahresplanung, welche von der Waldeigentümer-Organisation «Wald Seetal-Habsburg» in Zusammenarbeit mit der Umweltkommission ausgearbeitet wurde, sollen Waldränder im Besitz der Gemeinde ökologisch aufgewertet werden.

Im Frühjahr 2021 wurde ein erstes Aufwertungsprojekt in Angriff genommen. Im Eggisbühl sollten die Waldränder des Oberen und Underen Hölzlis auf 740 Laufmeter aufgewertet werden. Zur Auflichtung des Waldmantels und Reduzierung des Deckungsgrades wurden in einem ersten Schritt Holzerntearbeiten von einem lokalen Forstunternehmen durchgeführt. Die Forstfachleute fällten vorgängig markierte, grössere Bäume und transportierten diese zur Verwertung des Holzes ab. Ein Grossteil des angefallenen Astmaterials sowie einzelne grosse Baumstämme wurden an Ort und Stelle liegen gelassen.

Nun konnten die Zivis des Naturnetz unter Anleitung einer Fachkraft die eigentliche ökologische Waldrandaufwertung beginnen. Die Zivis lichteten den Waldrand mit der Motorsäge weiter aus und schlugen Buchten, wo viel Licht bis zum Boden vordringen kann. Dabei wurde der Fokus auf Stangenholz und die Strauchschicht gelegt, wo Artspezifisch zurückgeschnitten wurde, d.h. schnell wachsende Gehölze wie Esche, Ahorn und Hasel wurden stark zurückgeschnitten, langsam wachsende und seltene Gehölze wie Kornelkirsche und Wildrose geschont. Parallel dazu wurden aus dem liegen gelassenen Astmaterial viele Kleinstrukturen wie Asthaufen und Holzbeigen erstellt. Weiter wurden mit Kreuzaxt, Strauchzwinge und Habegger viele Kirschlorbeer ausgestockt und entsorgt. Schliesslich wurden in einigen Bereichen die Strauch- und Baumvielfallt mit Ergänzungspflanzungen gefördert: die schon vorhandene Strauchschicht wurde mit 10 Schwarzdorn, 10 Kreuzdorn und 10 Wildrosen ergänzt. Zusätzlich wurden 20 Stieleichen gepflanzt.

Der Verein Naturnetz ist stolz, bei diesem für die Artenvielfallt wertvollen Projekt involviert zu sein. Neben unserer täglichen Arbeit in Naturschutzgebieten ist die Aufwertung und Biodiversitätsförderung auf nicht geschützten Flächen eine sehr wichtige Ergänzung. Auch die Zivis waren mit grosser Motivation und Engagement am Werk. Auf weitere Etappen in diesem mehrjährigen Waldrandaufwertungsprojekt freuen wir uns sehr.


vicino