Hochmoor Rothenthurm Entbuschungsarbeiten


Torbiere | realizzato nel Dicembre 2022 | Altipiano

Der Verein Naturnetz setzt sich im Auftrag von BirdLife (Projektleiter: André Ducry) und dem Kanton Schwyz seit vielen Jahren für den Erhalt dieser einzigartigen Hochmoorlandschaft in Rothenthurm ein. Diese bezaubernde Naturperle erstreckt sich von Biberbrugg über die Altmatt bis ins namensgebende Dorf Rothenthurm. Der Bach Biber bildet die Kantonsgrenze zwischen Schwyz und Zug. Die Thal-Ebene befindet sich auf rund 900 m.ü.M. südwestlich von Wädenswil am Rande der Gotthard-Route. Nur ein Katzensprung entfernt liegt der Sihlsee und der bekannte Wallfahrtsort Einsiedeln.

Es handelt sich mit einer Fläche von rund 100 Hektaren, um die grösste zusammenhängende Hochmoor-Landschaft der Schweiz. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden hier noch Torf in grossen Mengen abgestochen und als Brennstoff genutzt. Später wurden Entwässerungsgräben angelegt, um Teile des Moors landwirtschaftlich zu nutzen und im 20. Jahrhundert stand der Bau eines grossen Waffenplatzes der Schweizer Armee zur Debatte. Naturschutzorganisationen und lokale Landwirte kämpften gegen dieses Vorhaben an. Ein historischer Erfolg war die Annahme der Rothenthurmer-Initiative im Jahre 1987 durch das Schweizer Volk. Mit dieser Initiative konnte man nicht nur den Bau des Waffenplatzes verhindern, sondern gleichzeitig wurden alle Moorflächen in der ganzen Schweiz unter Schutz gestellt. Aufgrund dieses Ereignisses geniesst das Hochmoor in Rothenthurm immer noch schweizweit grosse Berühmtheit. Vielerorts kam jedoch diese Initiative zu spät. Denn im 19. Jahrhundert wurden bereits rund 90 % der Moorflächen der Schweiz entwässert, verbaut oder landwirtschaftlich nutzbar gemacht. Die restlichen 10 % der Flächen drohen zum Teil auszutrocknen und aufgrund des starken Nährstoffeintrages durch die Luft oder der angrenzenden Landwirtschaftsflächen zu verbuschen.

Einige Tier,- und Pflanzenarten aus dem Hochmoor sind deshalb stark bedroht oder bereits ausgestorben. In Rothenthurm brüteten beispielsweise bis kurz vor der letzten Jahrtausendwende noch der Grosse Brachvogel oder die Bekassine in den vernässten Flächen. Heute sind diese Arten schweizweit als Brutvögel verschwunden! Ähnlich sieht es mit anderen Arten wie beispielsweise dem Braunkehlchen oder dem Wiesenpieper aus. Diese brüteten einst noch im Mittelland in den extensiven Wiesen und Moorlandschaften. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft und der Zerstörung der Moorflächen sind beide Arten mittlerweile gänzlich aus diesem Landesteil verschwunden und nur noch in höheren Lagen als Brutvögel anzutreffen. Im Rothenthurmer-Hochmoor finden beide Arten Zuflucht und geeignete Habitate vor.

Braunkehlchen

Braunkehlchen

Damit die Brutbestände dieser Bodenbrüter nicht weiter sinken, hat BirdLife Schweiz im Jahre 2016 das Projekt "Förderung von Wiesenbrütern" in Rothenthurm lanciert. Dabei geht es in erster Linie um den Erhalt von geeigneten Habitaten und Schutz der Bodennester. Beide Arten sind auf störungsfreie und offene Flächen angewiesen. Alleinstehende Bäume oder Sträucher werden als Sitzwarte benötigt. Überschreitet deren Anzahl aber eine bestimmte Grenze, geben die beiden Arten ihre Lebensräume auf.

Um den ursprünglichen Lebensraum zu erhalten und somit gegen die Verbuschung anzukämpfen, leistete das Naturnetz in Zusammenarbeit mit dem Forst und lokalen Landwirten während drei Arbeitswochen im Oktober/November wertvolle Arbeiten. Zu Projektstart wurden mit grossen Maschinen Bäume und Sträucher auf vordefinierten Flächen gerodet. Im Anschluss kümmerte sich das Naturnetz mit den Zivildienstleistenden um die Nachpflege: Aufkommende Bäume und Sträucher wurden grösstenteils entfernt. Da es z.T. Arten gibt, welche bei Verletzungen mit «Wurzelbruten» reagieren und dann noch stärker austreiben, mussten wir bei der Entbuschung unterschiedlich vorgehen: Bei den Birken, welche vorgängig auf den Stock gesetzt wurden, haben wir mit einem Handbeil die Seitentriebe unter der Bodenoberfläche durchschnitten, sodass der Baumstrumpf mit der Zeit von unten durchfault. Faulbäume haben wir von Hand gezupft oder mit Hilfe von Wiedehopfhacken mit der gesamten Wurzel entfernt. Die Fichten haben wir auf den Stock gesetzt oder von Hand ausgerissen.

Obwohl die Arbeiten grösstenteils anstrengend waren, hatten wir das Privileg in einem einzigartigen Gebiet zu arbeiten. Das Braunkehlchen, welches durch diese Entbuschungs-Massnahmen gezielt gefördert werden sollte, haben wir leider nicht gesehen, da dieses bereits in Richtung Winterquartier (Afrika) abgezogen war. Dennoch konnten wir andere interessante Arten vorfinden. In den frühen Morgenstunden verfolgten wir beispielsweise gelegentlich den Vogelzug: Dutzende Lerchen, Pieper, Stelzen, Schwalben, Drosseln und Finken überflogen immer wieder die Moorflächen in Richtung Süden. Damit uns nichts entging, haben wir während einzelnen Arbeitstagen ein Aufnahmegerät mit Parabolspiegel im Feld installiert und im Anschluss die Flugrufe der durchziehenden Arten ausgewertet. Ein weiteres Highlight war die Sichtung eines Raubwürgers, eine Art welche früher noch in den Moorflächen gebrütet hat, mittlerweile aber als Brutvogel in der Schweiz ausgestorben ist.

Auch viele spannende Libellen waren auf den Moorflächen anwesend. Beispielsweise zeigten sich fast jeden Tag Torf-Mosaikjungfern, welche immer wieder auf der Fläche auf und ab patrouillierten. Mit dem Ende ihrer diesjährigen Flugzeit endete auch unsere Arbeitseinsätze anfangs November in Rothenthurm. Wir freuen uns bereits jetzt schon im nächsten Jahr wieder nach Rothenthurm zurückzukehren und sind motiviert, dann wieder mit neuem Elan unseren Beitrag zur Erhaltung dieser sehr interessanten Hochmoorlandschaft zu leisten.


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