Sommerflieder Peza-Areal


Neophyten, Magerwiesen | Realisiert im Oktober 2012 | Nordwestschweiz

Im äussersten Norden des Kanton Basel Stadt an der Grenze zu Deutschland befindet sich das Areal des früheren badischen Rangierbahnhofs, welcher vor 100 Jahren fertiggestellt wurde. Auf seiner Fläche herrschen aufgrund der tiefen Lage (250 m über Meer), dem Niederschlagsschatten der Vogesen und dem Aufbau aus Bahnschotter und Kiessanden klimatische Extrembedingungen. Das Gebiet ist reich an Wärme und arm an Niederschlägen. Deswegen haben sich in den letzten 100 Jahren viele wärme- und trockenheitsliebende Tier- und Pflanzenarten, die ursprünglich in den Rheinauen auf Kiesinseln und Schotterterrassen anzutreffen waren, angesiedelt. Sie fanden auf den Kiesstreifen zwischen den Geleisen ideale Lebensbedingungen und konnten sich trotz der intensiven Nutzung (sogar mit viel Herbizid-Einsatz) auf dem Areal halten. Im Inventar der schutzwürdigen Naturobjekte des Kantons Basel-Stadt ist das ganze DB-Areal als "von nationaler Bedeutung" eingetragen.

Im Jahr 2005 wurde auf einem Teil dieser Fläche die provisorische erweiterte Zollanlage PEZA in Betrieb genommen. Dieser grosse Parkplatz wird bei Staugefahr für Lastwagen, welche zollpflichtige Ware geladen haben, als Warteraum genutzt und bietet Platz für bis zu 120 Fahrzeuge. Um diesen Flächenverlust von wertvollen Volltrockenrasen zu kompensieren, wurde das ASTRA verpflichtet Ersatzmassnahmen zu erbringen. Dafür wurde 2011 eine Fläche auf dem DB-Areal, welche mit Robinien und anderen Neophyten verwaldet war, gerodet und mit Wandkies aus der Baufläche des PEZA Parkplatzes als Ruderalstandort gestaltet. Nach einem Jahr sind die Kiesflächen nun schwach bewachsen und einige spezialisierte Arten konnten den neuen Lebensraum bereits besiedeln.

Nun ist es auch hier so, dass Neophyten - im konkreten Fall der Sommerflieder - solche Ruderalstandorte viel schneller besiedeln als die Zielarten. Ohne Gegenmassnahmen würde anstelle der gewünschten Ruderal- und Trockenrasenstandorten sehr schnell ein Sommerfliedergebüsch entstehen. Aus diesem Grund wurde ein Naturnetz-Team beauftragt die noch sehr kleinen (z.T. erst einige cm grossen) Sommerflieder zu jäten. Dies gestaltete sich als ziemlich mühsam, da aufgrund der Grösse der Pflanzen kauernd, kniend, oder am Boden sitzend gearbeitet werden musste. Dazu kommt, dass die Keimlinge im Verhältnis zu ihrer Grösse schon sehr lange Wurzeln haben. Sie mussten mit einer selbst entwickelten Art Schraubenzieher aus dem zum Teil sehr harten Kies gelöst werden.

Zu hoffen ist, dass neben der (noch im November) beobachteten Blauflügligen Ödlandschrecke auch andere seltene Tier- und Pflanzenarten die neu geschaffenen Flächen besiedeln und die Neophyten so weniger Platz zum Keimen finden. Es wäre schön wenn neben der Schlingnatter und der Gottesanbeterin auch der kürzlich entdeckte Alexis-Bläuling die Fläche nutzen könnte und so diese Art uns auch in der Nordschweiz noch lange erhalten bleibt.


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