Trockenmauer Magletsch


Heckenpflanzung, Trockenmauern | Realisiert im Dezember 2021 | Naturnetz-Mobil

Trockenmauer Magletsch

In der Gemeinde Wartau, wenige Kilometer nordöstlich von Sargans im St. Galler Rheintal, befindet sich der Magletsch, eine dem Werdenberg vorgelagerte Erhebung von rund 800 m ü. M. Aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage wurde sie anfangs des Zweiten Weltkriegs zu einer unterirdischen Verteidigungsanlage umfunktioniert und steht bis heute unter der Obhut der Schweizer Armee. Wenig südlich des höchsten Punktes des Magletsch, stark exponiert und mit Sicht gegen Süden, liegt ein beliebter Aussichtspunkt über einer rund 20 Meter hohen Felswand. Um die Sicherheit der Besuchenden zu gewährleisten, errichtete man vor geschätzt 100 Jahren eine massive, rund 25 Meter lange Brüstungsmauer entlang der Felskante. Aus lokalem Kalkstein erbaut, wurde diese über die Jahre instabil und war bis zuletzt stark im Zerfall begriffen. In einem fünfwöchigen Projekt hat Naturnetz die Mauer von Ende November bis Ende Dezember 2021 im Auftrag der Armasuisse saniert und erweitert.

Zunächst wurde das alte Mauerwerk gemäss einer vor Baubeginn erfolgten Stabilitätsbeurteilung auf die jeweils höchsten Stellen abgebaut, an denen es noch intakt war. An zwei Stellen auf der südlichen Seite entfernte man dabei sämtliches Material bis auf den Felsen, auf dem die Mauer gründet. Um dessen Gegengefälle zu nehmen und somit einem baldigen Zerfall der neuen Mauer zuvorzukommen, war es dort notwendig, den Untergrund mit einem Spitzhammer anzupassen. Für den Wiederaufbau wurden vorderhand die abgebauten Steine der alten Mauer verwendet. Als diese aufgebraucht waren, kamen neue Steine zum Zug, bezogen bei einem nahegelegenen Steinbruch und gesamthaft rund 32 Tonnen schwer. Aufgrund der erschwerten Zugänglichkeit der Baustelle für Transportfahrzeuge wurden diese von der Schweizer Armee in flexiblen Schüttgutbehältern per Helikopter direkt vor Ort abgesetzt. Als die südliche Seite der Mauer bis auf Terrainhöhe neu errichtet war, erfolgte der Aufbau des freistehenden Teils. Freistehend zu mauern stellt eine besondere Herausforderung dar, die allerdings erfolgreich gemeistert werden konnte. Schliesslich wurden die Decksteine gesetzt, die den Abschluss der Mauer bilden. Bei einer Länge von 25 Metern ist die neue Mauer auf der nördlichen Seite einen, auf der südlichen drei Meter hoch und läuft an beiden Enden stufenweise gegen die Terrainhöhe aus. Mit den wenigen verbliebenen Steinen wurde eine Steinlinse erstellt, anhand derer das lokale Vorkommen der gefährdeten Schlingnatter gefördert wird.

Ein in den Felsen gebohrtes Gerüst auf der südlichen Seite der Mauer, das von einer Gerüstbauunternehmung errichtet worden war, gewährleistete die Sicherheit bei den Arbeiten über dem Abgrund. Ein direkt bei der Baustelle gelegener Stolleneingang aus Weltkriegszeiten diente zur Lagerung der Werkzeuge und beherbergt nota bene die Bedornte Höhlenschrecke, eine äusserst seltene und heimlich lebende Heuschreckenart, die abgesehen von den Stollen am Magletsch nur an einem einzigen weiteren Standort in der Schweiz auftritt. Ausgerüstet mit Taschenlampen entdeckte man sie nebst Höhlenweberknechten und -kreuzspinnen in den Ritzen des dunklen Gewölbes – ein besonderes Erlebnis.

Parallel zum Mauerbau wurden während zweier Wochen diverse Gehölzarbeiten erledigt. Dazu gehörten Waldrand- und Heckenpflege, Entbuschungen, das Aufräumen eines Holzschlags sowie die Entfernung von Stacheldraht und Bewuchs rund um alte Flabstellungen aus dem Zweiten Weltkrieg.

Über die fünf Wochen Bauzeit waren täglich sechs Zivis im Einsatz. Mit viel Freude und Hingabe widmeten sie sich ihrer Aufgabe und trotzten mitunter harschen Bedingungen; eine Schlechtwetterphase in der zweiten und dritten Woche mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, Schneefall und Windspitzen von bis zu 80 km/h erforderte viel Durchhaltewillen. Belohnt wurde dieser mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen in den letzten beiden Wochen. Kurz vor Weihnachten konnte die Baustelle erfolgreich abgeschlossen werden. Die neue Trockenmauer erfüllt nicht nur optische und sicherheitsbezogene Zwecke, sondern ist auch nutzbarer Lebensraum für die lokale Flora und Fauna.


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